Saturday, June 16, 2012

Process: Tischlein, Deck Dich für Alle: Page 24


 

Seite 24

Der heutige Industriebetrieb ist gleichfalls von unproduktiver Arbeit in großer Menge durchsetzt.
Wie viele Luxusartikel werden erzeugt, nicht nur zwecklos, sondern auch sinnlos, unschön und unkünstlerisch!
Aber selbst in Bedarfsartikeln, wie viel Schund wird da erzeugt.
Ware, an der sich der Käufer anschmiert und die nur gemacht zu sein scheint, den Fabrikanten zu bereichern!
Es könnte noch manches an unproduktiver Arbeit aufgezählt werden, es wäre aber überflüssig, weil bei einigem Nachdenken sich jeder selbst die Frage beantworten kann, was zweckmäßig und für die große Allgemeinheit nutzbringend ist und was diese Eigenschaften nicht hat.
Zieht man die Bilanz über die Arbeit so vieler Millionen Leute, die gezwungen sind, unproduktiv tätig zu sein, denkt man an die weiteren Millionen in aller Welt, die wegen der herrschenden Arbeitslosigkeit überhaupt zu feiern bemüssigt sind, so kommt man zu dem statistisch nachweisbaren Schlusse: Wenn alle arbeitsfähigen Männer und Frauen zu nutzbringender, produktiver Arbeit herangezogen würden, so wären durchschnittlich zwei Stunden täglicher Arbeit noch zuviel zur Erzeugung dessen, was die menschliche Gesellschaft braucht.
Heute arbeitet aber kaum ein Drittel aller Arbeitsfähigen, doch dieses Drittel zu einem Schandlohne acht, neun und zehn Stunden täglich, bloß damit der Arbeitgeber einen möglichst hohen Gewinn herausschlägt.
Der Rückschlag aber kann nicht ausbleiben.
Man sehe sich nur ein wenig um auf dem Markte!
Da findet man Unmassen von Artikeln in Vorrat gearbeitet, die alle ihrer Käufer harren und nicht abgesetzt werden können, weil die, die es kaufen sollen und oft genug es auch dringend benötigen, es nicht kaufen können.
Denn das bischen Geld, das sie erwerben, brauchen sie zu notwendig, um sich und Ihre Familie am Leben und arbeitsfähig zu erhalten.

Land! Land!

Millionen wogen in den Großstädten hin und her, und der größte Teil davon kommt nie aus der Großstadt und aus seinen elenden vier Wänden heraus, kann sich kaum eine Vorstellung davon machen, wie groß die Erde ist, wie verhältnismäßig wenig bevölkert und wie große Strecken auf ihr noch unkultiviert sind.
Um einen Begriff davon zu bekommen, muß man nicht erst Weltreisen unternehmen, muß man nicht erst in den Westen unseres Landes fahren, es genügt, außerhalb der Großstadt, nur fünfzehn bis zwanzig Meilen von ihr entfernt, einige Wochen zuzubringen und die hier liegenden Ländereien anzusehen.
Ich greife als Beispiel den kleinen Bezirk heraus, in dem ich mein Lager aufgeschlagen habe.
Es wohnen hier kaum 60 Menschen, darunter drei Farmer, die je 40 bis 60 Acker Landes besitzen, wovon sie vielleicht nur die Hälfte bewirtschaften.
Die übrigen besitzen hier ein Häuschen und einige Lots, sind aber in der Großstadt beschäftigt.
Der größte Teil des Bezirkes liegt schon seit mehr als einem Iahrzehnt unbenutzt da, weil er (seite 25) sich in den Händen von Landspekulanten befindet.

 

Angerbauer, Joseph. Tischlein, Deck Dich Für Alle! Eine Betrachtung. West Norwood: Selbstverlag, 1908.

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